Winters Flucht
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
( 1798 - 1874 )
Dem Winter wird der Tag zu lang,
Ihn schreckt der Vögel Lustgesang;
Er horcht, und hört's mit Gram und Neid,
Und was er sieht, das tut ihm leid;
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Er flieht der Sonne milden Schein,
Sein eigner Schatten macht ihm Pein;
Er wandelt über grüne Saat
Und Gras und Keime früh und spat:
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Wo ist mein silberweißes Kleid?
Mein Hut, mit Demantstaub beschneit?
Er schämt sich wie ein Bettelmann,
Und läuft, was er nur laufen kann.
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Und hinterdrein scherzt Jung und Alt
In Luft und Wasser, Feld und Wald;
Der Kiebitz schreit, die Biene summt,
Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt;
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Doch weil's noch fehlt an Spott und Hohn,
So quakt der Frosch vor Ostern schon.